DARÜBER REDEN – ABER WIE?
Die meisten Menschen fühlen sich unsicher beim Gedanken, das Thema Suizid anzusprechen. Sie machen sich Sorgen, das könnte alles nur noch schlimmer machen oder, es könnte eine Person erst auf die Idee bringen, sich das Leben zu nehmen.
Die Erfahrung zeigt, dass genau das Gegenteil der Fall ist! Ein offenes Gespräch über Suizidgedanken wirkt entlastend!
WAS SIE VOR DEM GESPRÄCH BEACHTEN SOLLTEN
Achten Sie auf Ihre eigene Stimmung: Suchen sie das Gespräch nur, wenn Sie sich gut fühlen und auch die Kraft haben, schwierige Dinge zu hören.
Nehmen Sie sich Zeit: Es bringt nichts, so ein Gespräch zu beginnen, wenn sie gleich wieder los müssen oder für andere telefonisch erreichbar sein müssen.
Wählen Sie einen geeigneten Ort: Suchen Sie einen Ort, an dem Sie sich beide wohl fühlen. Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Vielleicht könnte ein Spaziergang eine gute Gelegenheit sein.
SUCHEN SIE DAS GESPRÄCH
Viele Betroffene haben Angst, über ihre Suizidgedanken zu sprechen. Es kann helfen, wenn Sie den ersten Schritt setzen, indem Sie das Thema direkt ansprechen. Drängen Sie die Person jedoch nicht – ob die andere Person das Gesprächsangebot annimmt, liegt nicht in Ihrer Hand.
Folgende Sätze können helfen, das Thema Suizid anzusprechen:
- „Ich habe das Gefühl, dass es dir sehr schlecht geht. Denkst du darüber nach, dir das Leben zu nehmen?“
- „Du hast in letzter Zeit Dinge gesagt/ getan, die mir Sorgen machen. Mir ist das nicht egal und ich würde dir gerne helfen.“
- „Ist dein Kummer so groß, dass du nicht mehr leben möchtest?“
- „Möchtest du mir mehr über diese Gedanken erzählen?“
FRAGEN SIE NACH
Versuchen Sie, die Person und ihre Situation zu verstehen, ohne diese zu bewerten. So machen Sie es dem anderen leichter, sich zu öffnen. Versuchen Sie nicht, der Person die Suizidgedanken auszureden, sondern versuchen Sie, ihre Situation nachzuvollziehen.
Sie müssen keine schnelle Lösung finden! Es geht nicht darum, die Probleme des anderen zu lösen. Sie können auch nicht die Verantwortung für das Leben des anderen übernehmen. Die endgültige Verantwortung für das eigene Leben liegt immer bei der betroffenen Person selbst!
Folgende Fragen können hilfreich sein:
- „Wann hat es angefangen, dass du darüber nachdenkst, dir das Leben zu nehmen?“
- „Magst du mir deine Geschichte erzählen?“
- „Ich möchte dir helfen. Es gibt eine Beratungsstelle in der Nähe. Sollen wir dort anrufen/ gemeinsam hingehen?“
ERMUTIGEN SIE ZU ERZÄHLEN
Laden Sie die betroffene Person ein, zu erzählen. Bleiben Sie ruhig und offen für das was kommt. Offen über Suizidgedanken sprechen zu können wirkt meist sehr entlastend für Betroffene. Es ist ein erster wichtiger Schritt hin zur Besserung.
Was Sie sagen können:
- „Wie ist es dazu gekommen, dass es dir so schlecht geht…?“
VERANLASSEN SIE PROFESSIONELLE HILFE
Erinnern Sie Betroffene daran, dass Krisen zeitlich begrenzt sind und es gezielte Hilfe gibt um den psychischen Schmerz zu bewältigen. Bieten Sie Ihre Unterstützung an bei der Suche nach einer geeigneten Stelle.
Folgendes können Sie vorschlagen:
- „Ich möchte dir helfen. Es gibt eine Beratungsstelle in der Nähe. Sollen wir dort anrufen/ gemeinsam hingehen?“
- „Wir können gemeinsam nach professioneller Hilfe suchen, damit der Schmerz aufhört und es dir wieder besser geht….“
WAS, WENN DAS GESPRÄCH NICHT KLAPPT?
Es ist ok, wenn das Gespräch nicht gelingt. Es ist gut möglich, dass das Gegenüber nicht auf das Gesprächsangebot einsteigt. Nehmen Sie die Abweisung nicht persönlich. Vielleicht ist die Person einfach nicht in der richtigen Stimmung oder hat Angst vor negativen Reaktionen. Versuchen Sie es zu einem anderen Zeitpunkt nochmals. Sagen Sie, dass Sie jederzeit für ein Gespräch da sind.
Ein einzelnes Gespräch verändert nicht gleich alles. Gespräche sind wichtig, aber sie bringen meist keine definitive Lösung. Erwarten Sie von einem Gespräch nicht, dass sich danach alles verändert und gut ist.
GESPRÄCHSHILFEN
Im Anschluss finden Sie einige konkrete Anregungen, die ein Gespräch erleichtern:
Nicht hilfreich
- In Panik geraten: „Wir müssen sofort etwas dagegen tun!"
- Wertungen: „Du bist ja krank! Mit dir stimmt was nicht, du bist verrückt!“
- Vorwürfe: „Wie kannst du nur so etwas denken? Das kannst du doch niemandem antun?“
- Belehren: „Es kann immer schlimmer sein. Du solltest dich glücklich schätzen für alles, was du hast."
- Ermahnen: „Denk doch an deine Familie/ Kinder!“
- Herunterspielen: „Morgen ist ein neuer Tag. Da wirst du dich besser fühlen.“
- Ärgerlich oder beleidigt sein: „Ich kann nicht glauben, dass du mir das antun würdest!“
- Von sich erzählen: „Ich habe mich auch schon mal sehr schlecht gefühlt, aber ich habe es ja auch geschafft.“
Hilfreich
- Ruhig bleiben: „Ich bin froh, dass du mir erzählst, wie es dir wirklich geht.“
- Wertfreies Zugehen: „Erzähl mir, was macht es so schwer, was macht dich so verzweifelt?“
- Verständnis zeigen: „Es war mir nicht bewusst wie hoffnungslos dir deine Situation erscheint. Ich möchte es gerne verstehen.“
- Versuchen sich einzufühlen: „Es gibt Situationen, da sieht man keinen Ausweg …“
- Anerkennen der Situation: „Möchtest du mir erzählen, wie du in diese Lage gekommen bist…?“
- Ernst nehmen: „Ich nehme mir Zeit für unser Gespräch… Möchtest du mir erzählen wie es dir geht…?“
- Betroffenheit zeigen: „Die Situation wühlt mich auf und fordert mich.“
- Nachfragen: „Wie ist es denn dazu gekommen, dass es dir so schlecht geht…?“